Nachhaltiges Investieren ist heute kein «Nice to have» mehr. Sei es aus regulatorischen Gründen, als Reaktion auf die effektive Nachfrage oder vielleicht sogar aus dem Bewusstsein der eigenen Verantwortung heraus. Egal, welche nachhaltigen Grüntöne man ins Auge fasst, das Thema ist aktueller denn je.
Allerdings hat die Komplexität in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Zum Beispiel durch die schwache Performance der klassischen ESG-Sektoren und die sich ständig ändernde Regulierung. Aber auch der extreme Wettbewerb in diesem Bereich spielt eine zentrale Rolle. Anlagekunden befinden sich in einem regelrechten Labyrinth, wenn es darum geht, unter Zehntausenden von Anbietern die richtige Wahl zu treffen. In diesem Kontext können die eigene Identität und die zugrunde liegenden Überzeugungen den entscheidenden Unterschied ausmachen.
Überzeugungen und Entscheidungen
In der komplexen Welt, in der wir leben, verlassen sich die Kunden auf die Überzeugungen und Entscheidungen der Vermögensverwalter. Sie wollen wissen, ob das Unternehmen, mit dem sie zusammenarbeiten wollen, ihren Überzeugungen, ihren Zielen und vor allem ihren Werten entspricht.
Das gilt nicht nur für Investitionen, sondern auch für die Verantwortung, die man übernimmt. Die Zeiten, in denen der Begriff “ESG” als Differenzierungsmerkmal funktioniert hat, sind vorbei. Um am Markt zu bestehen, neue Kunden zu gewinnen und bestehende zu binden, ist die laufende Hinterfragung der eigenen Identität hinsichtlich Klarheit, den eigenen Überzeugungen und die konsequente Kommunikation über die eigene Marke zwingend notwendig. Denn der eigene «Brand» ist weit mehr als ein Logo. Ihre Marke spiegelt Ihre Überzeugungen, Ihre Identität und Ihre Kultur nach innen und nach aussen wider.
Das Subjektive objektivieren
Der Responsible Investments Brand Index (RIBI™) bewertet seit sechs Jahren die Fähigkeit von Vermögensverwaltern, ihr Engagement für verantwortungsbewusstes Investieren in ihrer Marke zum Ausdruck zu bringen. In der aktuellen Ausgabe wurden 600 Vermögensverwalter weltweit analysiert, was einen umfassenden Vergleich sowohl hinsichtlich der Anzahl als auch der Vielfalt der Unternehmen ermöglicht.
RIBI vergleicht die Markenidentität objektiv anhand einer Methode, die auf 25 Jahren Erfahrung und Know-how in der Markenstrategie von Markus Kramer und Jean-François Hirschel im Bereich Asset Management basiert. Die analysierten Kriterien sind ebenso präzise wie die Parameter, die der Bewertung zugrunde liegen.
Die RIBI-Ratings ermöglichen es Vermögensverwaltern, ihre Prioritäten klarer zu setzen, ihre Stärken weiter auszubauen und Verbesserungspotenziale gezielt anzugehen. RIBI ist aber auch ein einzigartiges Instrument für Unternehmen, die Vermögensverwalter auswählen. Der Index zeigt, wie gut ein Vermögensverwalter seine Überzeugungen in Bezug auf nachhaltiges Investieren durch seine Marke zum Ausdruck bringt. Damit wird der RIBI zu einem Instrument, das dazu beitragen kann, die Koordination zwischen den verschiedenen Akteuren zu verbessern und das Vertrauen in den Sektor und die Wirtschaft allgemein zu fördern.
Grosse Unternehmen und Boutiquen auf Augenhöhe
Die 10 weltweit führenden Asset Manager, die in der Ausgabe 2024 des RIBI das beste Ergebnis erzielt haben, sind allesamt europäische Unternehmen. Ein Trend, der sich bereits in den vergangenen Ausgaben abzeichnete. Interessant ist, dass sich unter den Top 10 sowohl grosse Unternehmen als auch Boutiquen befinden. Dies deutet darauf hin, dass die Kohärenz zwischen verantwortungsbewusstem Investieren und der Marke in erster Linie von den Überzeugungen, dem Glauben und der Strategie der Entscheidungsträger abhängt – und nicht von der Grösse des Unternehmens oder seinem Marketingbudget.
Auch wenn sich RIBI auf das Universum der Asset Manager bezieht, sind wir davon überzeugt, dass die daraus gewonnenen Erkenntnisse auf die gesamte Finanzindustrie übertragbar sind.
Klarheit über die eigene Identität und darauf basierende konsequente Entscheidungen ermöglichen eine klare Differenzierung in einem hart umkämpften Markt. Das schafft Übereinstimmung, Verständnis und ein geteiltes Werteverständnis zwischen Anbieter und Kunde. Dies wiederum schafft Vertrauen und damit die Basis für eine langfristige Beziehung. Die Klarheit der eigenen Marke schützt die Reputation. Denn wer sagt, wofür er steht, sagt auch, wofür er nicht steht. Darüber hinaus ist die Klarheit der eigenen Marke auch ein hervorragendes Mittel, um die für den Erfolg notwendigen Talente zu gewinnen: Mitarbeiter, die sich an Ihren Werten orientieren, sind und werden Ihre besten Botschafter.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ihre Marke in einer immer turbulenteren Welt ein einzigartiger Stabilitätsfaktor und ein hervorragendes Aushängeschild sein sollte. Haben Sie den Mut, nicht allen alles zu sein – und bleiben Sie auf Kurs!
Der Originalartikel von Jean-Francois Hirschel und Markus Kramer wurde auf SPHERE am 28.5.2024 publiziert