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Reputations-Berichterstattung: Fallstudie Carlos Ghosn

Sich einer kritischen Situation oder einer Krise in der Wirtschaft zu stellen, bedeutet oft, einen Schritt hinter dem Geschehen zu sein und nur "zu reagieren", anstatt zu "agieren". Wenn dann noch andere Menschen - sagen wir Journalisten - über Ihre Geschichte schreiben, kann es zu einer Situation kommen, welche Sie in diesem Moment nicht kontrollieren können. Wenn Sie sich in der glücklichen Lage befinden, die Geschichte selber "zu kontrollieren", dann kann der Reputationsschaden begrenzt werden. Das in die Hand nehmen der eigenen Reputationsgeschichte kann massiv dazu beitragen, Ihren Ruf ab dem Zeitpunkt Null wiederherzustellen. Hier ist ein Best-Case-Szenario.

Als Prof. Umberto Eco gefragt wurde, warum er nicht nur in der Fiktion, sondern auch in der historischen Fiktion schreibe, war seine Antwort klar: Das wirkliche Leben birgt mehr Vorstellungskraft als die Fantasie oder Fiktion. Im gleichen Atemzug erläuterte er seinen Standpunkt mit der folgenden rhetorischen Frage weiter: Könnte man eine Figur wie Silvio Berlusconi erfinden?1

Genau wie Berlusconi oder Prof. Eco hat auch Carlos Ghosn diese literarische Dimension der Wirklichkeit nicht vergessen. Die Flucht von Carlos Ghosn war nicht nur deshalb in den Nachrichten, weil sie sensationell war, sondern auch, weil sie noch intensiver als die Fiktion ist – gerade so, als ob sie direkt dem Film Ocean's 11 entspringt. Was lehrt uns die filmreife Flucht von Carlos Ghosn über die Kontrolle des strategischen Handlungsspielraum im modernen Reputationsmanagement? Was hat er richtig gemacht?

Lektionen für das Reputationsmanagement

Erstens war sich Carlos Ghosn sehr wohl bewusst, dass das Spiel der Reputation «Schach» und nicht «Dame» heisst. Zweitens: Trotz der sehr mächtigen Budgets der japanischen Wirtschaft und der intelligenten Köpfe ihrer Entscheidungsträger, vermied es Ghosn in eine Sackgasse zu geraten.

Selbst in einem "alle gegen einen" Szenario, wusste er, dass es immer eine Lösung gibt, solange man sich nicht auf die Negativspirale konzentriert. Die Entscheidung, seine Integrität zu wahren, war das, was er richtig machte.

Elizabeth Ortega schrieb in Law360: "Carlos Ghosn, der ehemalige Geschäftsführer der Nissan Motor Company, gab kürzlich dem "Denken über den Tellerrand hinaus" eine neue Bedeutung, als er Berichten zufolge einen perforierten Kasten nutzte, um aus dem Hausarrest in Tokio nach Beirut zu entkommen.2 Die Flucht war der Anfang einer neuen Geschichte. Metaphorisch gesehen hat das Epos des Romans den Platz des grossen, alten Mythos eingenommen. Nach der Flucht fand Ghosn einen Weg, die unstrukturierte Reihe negativer Ereignisse, die ihn umgaben, zu seinem Vorteil neu zu ordnen. Die Geschichte wurde neu dargestellt. Es gelang ihm damit als derjenige zu erscheinen, der den strategischen Handlungsspielraum innehat. Mit anderen Worten, es ging ihm nicht mehr darum, die Erzählung zu kontrollieren. Es ging darum, sie so früh wie möglich zu erobern.

Ein Held, kein Opfer

Auf einer Pressekonferenz in Beirut sagte Carlos Ghosn, er werde sich nicht selbst schikanieren, sondern seine Position nutzen, um Licht in ein System zu bringen, das die Grundmauern der Menschlichkeit verletzt.3 Wie Stephen Mugo Weru schrieb: "Indem er sich entschied, in die Offensive zu gehen, zementierte Ghosn wohl sein Vermächtnis als Kreuzritter gegen ein hartes Justizsystem. (...) Seine Flucht hat ihm neue Berühmtheit verschafft. Er ist nicht mehr der Geschäftsführer, der aus dem Gefängnis entkommen ist, sondern der Mann, der über die Widrigkeiten triumphiert hat."4

Carlos Ghosn räumt ein, dass er bei der Wiederherstellung seines befleckten Rufs noch einen weiten Weg vor sich hat. Zweifellos ist mehr Zeit erforderlich, um etwas von dem Ansehen zurückzugewinnen, das er vor Beginn der Reputationskrise hatte. Es ist noch zu früh, um voreilige Schlüsse zu ziehen. Nichtsdestotrotz lehren die filmreife Flucht von Carlos Ghosn und seine strategischen Schachzüge die Welt wertvolle Lektionen im modernen Reputationsmanagement.

Wenden Sie sich an uns, wenn auch Sie Hilfe bei der Gestaltung Ihrer Reputationsgeschichte benötigen.

Link zum Original-Blog Artikel in Englisch auf unserer Website www.reputationaffairs.com

Quellenverzeichnis:

  1. HOLDENGRÄBER, PAUL. “Interview with Prof. Umberto Eco.” http://Www.intelligencesquared.com , Intelligence Squared, 2011, www.youtube.com/watch?v=DuGpw0-B9-s&t=4685s.
  2. “Nissan Ex-CEO Illustrates Do's And Don'ts Of Image Repair.” Law360, www.law360.com/articles/1236521/nissan-ex-ceo-illustrates-do-s-and-don-ts-of-image-repair.
  3. Ghosn, Carlos. “Carlos Ghosn Blames Nissan Conspiracy and Japanese Prosecutors in Press Conference.” Guardian News, 8 Jan. 2020, www.youtube.com/watch?v=s-eJ0AJV-w8.
  4. Weru, Stephen Mugo. “4 Lessons From Carlos Ghosn's Great Escape.” Benzinga, Benzinga, 2 Feb. 2020, www.benzinga.com/general/psychology/20/02/15212093/4-lessons-from-carlos-ghosns-great-escape.

 

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